FROM THE BLOG

Unternehmen in unsicheren Zeiten von außen begleiten

von Johannes Penzkofer

Warum Sparring jetzt der Schlüssel ist

Es gibt Momente im Leben eines Unternehmens, da fühlt es sich an, als würde der Boden unter den Füßen weggezogen. Man steht da, schaut sich um, versucht zu verstehen, was gerade passiert – und bemerkt, dass sich das Umfeld verändert hat, ohne dass man es wirklich gemerkt hat. Die Spielregeln haben sich verschoben, aber keiner hat einem die neue Anleitung gegeben. Willkommen in den unsicheren Zeiten.

In diesen Zeiten wird oft über „Transformation“ gesprochen, über „Anpassungsfähigkeit“, über das „Finden neuer Wege“. All diese Begriffe schwirren in den Konferenzräumen, auf den PowerPoint-Folien und den Unternehmensleitbildern umher. Aber Hand aufs Herz: Was bedeuten sie wirklich, wenn man morgens am Schreibtisch sitzt und das Gefühl hat, nicht zu wissen, was der nächste Schritt sein sollte?

Die Isolation der Führung

Führungskräfte fühlen sich in solchen Momenten oft allein. Ja, sie haben ihre Teams, ihre Leadership-Kollegen, vielleicht sogar Berater, die ihnen zur Seite stehen. Aber diese Momente der Unsicherheit sind trotz Agilität und partizipativer Führung oft von einer seltsamen Art von Einsamkeit geprägt. Warum? Weil die Entscheidungen, die jetzt getroffen werden müssen, oft niemand so richtig vorhersagen kann. Es gibt keinen garantierten Erfolgsweg. Kein Handbuch für Führung in der Krise, welches alle Antworten parat hat.

Und genau hier liegt die Crux: Unsichere Zeiten lassen sich nicht einfach „wegführen“. Sie fordern von Führungskräften mehr als das klassische Werkzeug von Bilanzen, Strategien und Businessplänen. Sie fordern etwas, das schwer zu greifen ist: Klarheit inmitten des Nebels, das Durchbrechen der eigenen Betriebsblindheit, die Fähigkeit, das Unausgesprochene zu erkennen und den Mut, Entscheidungen zu treffen.

Was von außen kommt, verändert den Blick

Das ist der Moment, in dem Sparring ins Spiel kommt. Und ich meine hier nicht die weichgespülte Variante, die Ihnen einfach ein paar nette Tools an die Hand gibt und Sie mit warmen Worten in die Ungewissheit entlässt. Ich spreche von einem echten Begleiter – von außen. Jemandem, der nicht im täglichen Rauschen Ihres Unternehmens steckt, der nicht von den gleichen Ängsten und Unsicherheiten getrieben ist wie Sie. Jemandem, der den Luxus hat, aus der Distanz zu sehen, was in Ihrer Situation vielleicht schwer zu erkennen ist: die blinden Flecken, die Sackgassen, aber auch die Chancen, die Sie übersehen haben.

Die Kraft eines externen Sparringspartners liegt genau in dieser Außenperspektive. Während wir im täglichen Geschäft oft dazu neigen, in unseren Gedanken und Problemen festzuhängen, gibt der Sparringspartner einen Blick frei, den man selbst nicht mehr hat. Und das ist kein Luxus, kein nettes Add-on. Es ist in unsicheren Zeiten ein Muss.

Coaching ist keine Schwäche – es ist Stärke

Vielleicht denken Sie jetzt: „Brauche ich das wirklich? Schließlich habe ich es bisher doch auch allein geschafft.“ Ja, das mag stimmen. Aber in Zeiten, in denen sich die Karten ständig neu mischen, in denen Sie plötzlich vor Fragen stehen, die es vorher nie gab, kann Sparring der Unterschied sein zwischen Stillstand und Aufbruch.

Sparring bedeutet nicht, dass Sie es alleine nicht schaffen könnten. Es bedeutet, dass Sie bereit sind, Ihre Möglichkeiten zu maximieren. Dass Sie die Einsamkeit der Führung durchbrechen und sich selbst den Raum geben, das große Ganze wieder zu sehen. Es ist keine Schwäche, sich von außen begleiten zu lassen – es ist ein Zeichen von kluger Führung.

Die Zukunft gehört denen, die sich trauen, neue Wege zu gehen

Ich erinnere mich an eine Führungskraft, die in einem unserer Sparring-Gespräche saß und mir sagte: „Ich weiß gar nicht, wie wir hierhergekommen sind. Wir haben immer so gut funktioniert, und plötzlich… funktioniert nichts mehr.“ Es war einer dieser typischen Sätze, die man in unsicheren Zeiten oft hört. Aber was mich beeindruckt hat, war das Nächste, was sie sagte: „Vielleicht brauchen wir einfach jemanden, der uns von außen zeigt, wo unser blinder Fleck liegt.“

Genau das ist der Kern: Es geht nicht darum, dass Führungskräfte in unsicheren Zeiten plötzlich weniger wissen oder weniger fähig sind. Es geht darum, dass die Spielregeln sich ändern, und man manchmal jemanden braucht, der die Karte neu zeichnet.

Sparring als Kompass

Ein Sparringspartner ist in unsicheren Zeiten kein Allheilmittel. Aber er ist ein Kompass. Ein Begleiter, der dabei hilft, das Chaos zu ordnen, der dabei hilft, Entscheidungen klarer zu treffen und die eigene Rolle neu zu definieren. Gerade dann, wenn das alte Navigationssystem nicht mehr funktioniert.

In unsicheren Zeiten allein zu führen, mag mutig wirken. Aber wahrer Mut liegt darin, sich die Unterstützung zu holen, die man braucht, um gestärkt durch die Unsicherheit zu gehen. Sparring ist kein Luxus – es ist eine Notwendigkeit.

Johannes Penzkofer