Mindset ist die Einstellung des Denkens. Eine statische Sicht auf sich selbst ist weit verbreitet und lässt uns bei Veränderung verharren. Was hat das richtige Mindset von Mitarbeitenden und Führungskräften mit der Digitalisierung und agilen Unternehmen zu tun?
Im Mittelalter konnte der Einzelne, Gebildete noch das ganze Wissen der Welt aufnehmen. Der Universalgelehrte, im Zeitgeist annähernd 100% männlich, studierte die sieben freien Künste Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Musik, Geometrie und Astronomie, bevor man an den höheren Fakultäten zu Jura, Medizin oder Theologie aufstocken konnte. Mit Absolvierung dieser Studien hatte man das komplette Wissen der Zeit. In der Industrialisierung war Wissen schon sehr viel vielschichtiger, aber immer noch beherrschbar, vor allem durch Planung und Fachspezifizierung. In der Digitalisierung hört auch das auf. Hier kommt Interdisziplinarität, Team-Arbeit, Kommunikation und Diskussionskultur ins Spiel, Merkmale der agilen Arbeitsweise.
In der alten Arbeitswelt sollte man sich anpassen, Prozesse optimieren und Fehler vermeiden. Der Einzelkult verlangte maximale Selbstdarstellung und Ellenbogen. In der digitalen, agilen Welt dagegen ist Experimentierfreude gefragt, Mut und Fehlertoleranz. Kooperation soll Ego-Denken ablösen. Doch wenn Unternehmen das Neue mit dem alten Denken vorantreiben, können sie nur scheitern.
Im agilen Unternehmen spielt neben den Methoden das zugehörige Mindset eine wichtige Rolle. Um sich schneller und flexibler auf die Veränderungen im Zuge der Digitalisierung anpassen zu können, muss ein generelles Umdenken in den Köpfen aller Teammitglieder erfolgen und unterstützt werden.
Nur weil ein Team Kanban als Methode verwendet und morgens zum Daily Scrum zusammenkommt, ist der Change-Prozess vom klassischen zum agilen Handeln noch nicht vollzogen. Vielmehr müssen die agilen Werte und Prinzipien zunächst verinnerlicht werden. Dann kommt das agile Mindset ins Spiel. Es gilt als Kern der agilen Arbeit. Langfristig effizient ist agiles Arbeiten erst dann, wenn ein agiles Verhalten auf der Basis des Mindsets entstehen und ausgebaut werden kann. Dann werden auch alle vorhandenen Möglichkeiten ausgeschöpft.
Agiles Mindset bedeutet wertschätzende Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Menschen in Teams, Organisationseinheiten und Unternehmen sind die Kulturträger und gleichzeitig die Kulturschaffenden. Diese Verknüpfung im Individuum ermöglicht den agilen Entwicklungsprozess, bei dem persönliches Mindset und agiles Mindset zusammenfließen. Dies ist ein Prozess, denn er findet bei jedem Individuum, im Team als Teamentwicklung, in der Organisation als Organisationsentwicklung oder Unternehmensentwicklung statt. In diesem Kontext führt es zur agilen, digitalen Transformation.
Es geht also um Veränderung der Haltung. Agile Unternehmensführung und der dazugehörige Mindset bedeuten: Ich ermögliche und fördere Selbstorganisation. Ich helfe und unterstütze Andere – das ist ein Verständnis von Führung als Dienstleistung. Viele halten dabei an Methoden und Best Practices fest wie an Rettungsankern.
Erst wenn alle Unternehmensbereiche, von der Personal- über die Führungsetage bis hin zu jeder einzelnen Abteilung, “Agilität” – auf die jeweiligen Bedürfnisse angepasst – leben und Veränderungen gegenüber offen eingestellt sind, kann der Prozess „Von der Methode zur Haltung“ gelingen.